Ereignisse und Stadtansichten
Kulturgeschichte auf Etiketten
Weinetiketten können faszinierende Geschichtsquellen sein. Sie sind als Ausdrucksmittel ihrer Zeit nicht nur Verpackungs- oder Werbematerial, sondern auch kulturgeschichtliche Dokumente. Mit dem richtigen Blick können sie uns Auskunft darüber geben, wie die Welt zum Zeitpunkt der Etikettengestaltung ausgesehen haben mag. Ihre Betrachtung schärft und erweitert unser Verständnis früherer Generationen.
Ähnlich wie bei Briefmarken oder Münzen wurden immer wieder „Gedenk-Etiketten“ gestaltet, die auf besondere Ereignisse hinweisen sollten. In der Vergangenheit fanden sich auf Weinflaschen entsprechend immer wieder Hinweise auf lokale oder überregionale Veranstaltungen, Ereignisse, Feste und Jubiläen, aber auch politisch motivierte Losungen bis hin zu Kriegsparolen. Bei ihrer Auswertung darf daher nicht vergessen werden, dass die zeitgenössischen Gestalter in der Regel eigene – häufig propagandistische – Ziele verfolgten.
Wormser Dom und Liebfrauenkirche waren beliebte Motive für die Marke Liebfrauenmilch.
Stadtansichten
Ein sehr beliebtes Thema auf Weinetiketten sind Landschaftsbilder: Der Käufer sollte sehen, wo der Wein angebaut wurde und ihn entsprechend würdigen. Aus einer ähnlichen Motivation finden sich regelmäßig Darstellungen von besonders markanten Gebäuden (häufig Kirchen oder Klöster) bis hin zu ganzen Stadtansichten. Als Quelle der Denkmalpflege können entsprechende Etiketten bisweilen einen Eindruck von einzelnen Denkmälern oder Gebäuden vermitteln. Der üblicherweise vermerkte Jahrgang erleichtert die Datierung des Motivs.
Urheberschaft
Autor: Simeon Guthier
Stand: 25.10.2022
Literatur
- Thielen, Johann: Zur Geschichte des Deutschen Weinetiketts. Schriften zur Weingeschichte, Sonderheft 1, Wiesbaden 1975
- Müller, Hermann-Dieter: Weinetiketten - Ausdrucksmittel ihrer Zeit. In: Gonsenheimer Jahrbuch, Bd. 9 (2001), S. 114-118.