Steindruck-Sternradpresse aus dem Jahr 1850. Exponat des Technischen Museums in Wien.
Steindruck-Sternradpresse aus dem Jahr 1850. Exponat des Technischen Museums in Wien. Bild: Dr. Bernd Gross (CC BY-SA 4.0)

Lithographie

Die Erfindung der Lithographie

Alois Senefelder (1771–1834)

Dank Alois Senefelder, der zwischen 1796 und 1798 den chemischen Steindruck erfand, konnten Weinetiketten massenhaft vervielfältigt werden. Senefelder war ein ausgebildeter Schausteller und Musiker; tätig war er aber vor allem als vielseitiger Erfinder und Schriftsteller. Sein Verfahren nutzte er zunächst in Offenbach, um Musiknoten in hoher Qualität vervielfältigen zu können. Damit erregte er sehr schnell Aufmerksamkeit. Rasch verbreitete sich diese „Lithographie“ (auch „Polyautographie“ oder „Steindruck“ genannt) in ganz Europa.

Funktionsweise der neuen Technik

Das neue Verfahren war so einfach wie genial: Zunächst wird das Motiv mit Tusche entweder von Hand spiegelverkehrt auf eine Steinplatte gezeichnet oder mithilfe eines ebenfalls von Senefelder ent­wickelten Umdruckverfahrens von einem Spezialpapier aus übertragen. Anschließend behandelt man den Stein mit einer ätzenden wässrigen Lösung. Die unbemalten Flächen werden auf diese Weise fettabweisend. Eine im Anschluss aufgetragene, fetthaltige Farbe haftet daher nur an den Stellen, an denen vorher das Motiv war. Nun ist es möglich, die Farbe vom Stein mittels einer Walze auf Papier zu übertragen. Sowohl das Drucken mit Steinplatten, als auch das Ätzen von Steinen war zu Lebzeiten Senefelders bereits bekannt. Er war es jedoch, der daraus die chemische Druckkunst entwickelte.

Gegenüber dem bisher gebräuchlichen Kupferstich oder Holzschnitt konnten Druckerzeugnisse mit diesem Verfahren deutlich kostengünstiger hergestellt werden. Erst durch diese Innovation, welche in den folgenden Jahrhunderten weiterentwickelt und verfeinert wurde, war es möglich, Wein­etiketten in großer Zahl herzustellen.

Ständige Weiterentwicklung der Druckverfahren

Neben zahlreichen Erfindungen Senefelders im Bereich der Druckkunst – er selbst spricht in seinen Schriften von vierzehn verschiede­nen – soll zudem die Arbeit seines Schülers Godefroy Engelmann gewürdigt werden. Nach dem Tod des Tutors entwickelte dieser den zuvor erfundenen Mehrfarbendruck zur Chromolithographie weiter. Durch ein neu entwickeltes Punktierverfahren wurden die bisherigen Farbflächen in einzelne Farbpunkte aufgelöst. Dies erlaubte umfangreiche Farbabstufungen und sogar Farbverläufe.

Bis in die 1930er Jahre blieb die Chromolithographie das verbreitetste Verfahren für quali­tativ hochwertige Druck­erzeugnisse. Dennoch gab es in der Branche zahlreiche Weiterentwicklungen und Neuentdeckungen. Zu den wichtigsten zählen die 1882 durch Georg Meisenbach erfundene Photolithographie, wodurch das neue Medium „Photographie“ lithographisch abgebildet werden konnte.

Der 1907 von der Maschinenfabrik Zweibrücken nach Plänen von Caspar Hermann entwickelte Offsetdruck stieg von den 1930ern bis heute zum verbrei­tet­sten Flachdruckverfahren auf. Als Druckplatten wurden nun Zinkbleche ein­gesetzt, das Punktierverfahren durch Rasterungen ersetzt und die Farb­skala erneut verringert. Statt den bisherigen 10 bis 15 verschiedenen Farben wurden nun nur noch vier bis sechs Farben benötigt. Gedruckt wurde nicht mehr direkt von der Platte auf das Medium, sondern indirekt über einen Druckzylinder.

Urheberschaft

Autor: Simeon Guthier
Stand: 25.10.2022

Literatur

  • Dohmen, Walter: Die Lithographie. Geschichte, Kunst, Technik. 1989.
  • Eugen, Sporer: Bild vom Stein. Die Entwicklung der Lithographie von Senefelder bis heute. München 1961.
  • Henker, Michael: Von Senefelder zu Daumier. Die Anfänge der lithographischen Kunst. München 1988.
  • Kehr, Walter: Wein und Kunst vereint auf Flaschenetiketten. Edler Rheingauer Riesling verdient zum Kunstobjekt zu werden. In: Heimatjahrbuch des Rheingau-Taunus-Kreises, Bd. 37 (1986), S. 167-169 
  • Müller, Hermann-Dieter: Weinetiketten - Ausdrucksmittel ihrer Zeit. In: Gonsenheimer Jahrbuch, Bd. 9 (2001), S. 114-118.
  • Thielen, Johann: Zur Geschichte des Deutschen Weinetiketts. Schriften zur Weingeschichte, Sonderheft 1, Wiesbaden 1975
  • Weber, Wilhelm: Geschichte der Lithographie. Von 1900 bis zur Gegenwart. München 1964.

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