Sogenannter „Pornfelder“ aus der Pfalz - ein Verschnitt aus Portugieser und Dornfelder.
Sogenannter „Pornfelder“ aus der Pfalz - ein Verschnitt aus Portugieser und Dornfelder. Bild: Lukas Krauß (@mann_mit_hut)

„Sex Sells“?

Erotik auf Weinetiketten

Das Thema Erotik findet sich seit Jahrhunderten auf zahlreichen Weinetiketten. Die Darstellungen sind dabei Bestandteil von künstlerischen Motiven, humorvoll-kreative Interpretation eines Namens oder dienen schlicht als Blickfang für potentielle Konsumenten. Die Übergänge sind nicht selten fließend. Nacktheit ist nicht automatisch mit Erotik gleichzusetzen.

Ein kreatives Beispiel für ein aktuelles Etikett aus der Pfalz, das erotische Wirkung als werbewirksames Lockmittel einsetzt, ist die Marke „Pornfelder“, ein Verschnitt aus Portugieser und Dornfelder. Vergleichbare Etiketten aus Rheinhessen sind bislang kaum zu finden. Im internationalen Vergleich scheint der Spielraum nochmals weiter gefasst zu sein und schließt auch tatsächliche pornografische Darstellungen mit ein.

Keine Neuerfindung des 21. Jahrhunderts

Erotische Abbildungen auf Weinetiketten sind dabei keineswegs ein Phänomen des 21. Jahrhunderts. Gerade im Zusammenhang mit der Rheinromantik waren nackte, zumeist traubenumrankte Figuren äußerst beliebt. Dabei dürfen die antiken „Eroten“ oder Putten (kindhafte Engelsgestalten) nicht mit dem heutigen Alltagsverständnis von „Erotik“ verwechselt werden. Als man begann Weinetiketten zu drucken, waren solche Darstellungen längst in den verzierenden, ornamentalen Bereich übergegangen.

Vertreiber erotischer Weinetiketten vertrauen häufig nicht nur auf „sex sells“. Regelmäßig gibt es gleichzeitig große Schnittmengen zum Provokanten, Obskuren oder Humorvollen. Die in vielerlei Hinsicht vollkommen übertriebene Illustration der „Hex vom Dasenstein“ unterscheidet sich in diesem Zusammenhang bereits auf dem ersten Blick stilistisch von dem jahrhundertealten Motiv des Weinguts Bassermann-Jordan – und das ist zweifelsfrei von beiden Weingütern auch beabsichtigt.

Eine ungleiche Verteilung der Geschlechter

Die weibliche Figur scheint deutlich werbewirksamer zu sein als das männliche Pendant. Anders lässt es sich kaum erklären, dass erotische Darstellungen des männlichen Körpers auf Weinetiketten nahezu nicht existent sind. Wer sich auf die Suche nach Beispielen begibt, findet in dieser Richtung lediglich einige wenige Ansätze: Beispielsweise in der Ausgestaltung des preußischen Wappens, oder in der Form männlicher Fabelwesen. Der oben gezeigte Pornfelder ist dabei mit Blick auf die männlich geschmückte Rosé-Variante eine auffallende Ausnahme.

Urheberschaft

Autor: Simeon Guthier
Stand: 25.10.2022

Literatur

  • Jung, Hermann: Visitenkarten des Weins. Lange 1966.
  • [o.a.]: Weinetiketten - Kleine Kunstwerke aus zwei Jahrtausenden. In: Vinomed. 7. Lünen 2000, S. 6-8, 2000.

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