Die aktuelle Krone der rheinhessischen Weinkönigin wurde 2019 vom Mainzer Juwelier Wagner-Madler gestiftet. Die frühere Krone befindet sich im Deutschen Weinbaumuseum in Oppenheim.
Die aktuelle Krone der rheinhessischen Weinkönigin wurde 2019 vom Mainzer Juwelier Wagner-Madler gestiftet. Die frühere Krone befindet sich im Deutschen Weinbaumuseum in Oppenheim.  Bild: Torsten Silz / Rheinhessenwein e. V.

Weinköniginnen

Weinköniginnen

Die Institution der Weinköniginnen ist heute in allen Weinbaugebieten vertreten und darf bei keinem feierlichen Anlass fehlen. Vorläufer in Rheinhessen war ein alter Herbstbrauch, unter den Leserinnen eine junge Frau in ein Brautkleid zu kleiden und zur „Herbstbraut“ zu erklären. [Anm. 1] In seiner modernen Ausprägung als Produktkönigin geht der Brauch maßgeblich auf eine Idee aus Neustadt an der Weinstraße 1931 zurück und wurde wenig später von den Nationalsozialisten vereinnahmt. [Anm. 2] Das Amt der rheinhessischen Weinkönigin ist eine Erfindung der Nachkriegszeit und wurde 1951 etabliert. [Anm. 3] Etwa zu dieser Zeit fand auch ein Umdenken statt: Allgemeinbildung und vinologische Fachkenntnisse waren seit den 1950er Jahren Anforderungen an Weinköniginnen. 
 

Das Amt unterlag einem ständigen Wandel: Zur Anfangszeit war die Produktkönigin bei Veranstaltungen nicht selten die einzige Frau im Saal und in erster Linie „Aushängeschild“. Später übernahm sie neben dieser Repräsentation immer mehr Funktionen, die ihre Expertise unter Beweis stellten. [Anm. 4] Ein weiterer markanter Einschnitt beginnt 1978 mit der Deutschen Weinkönigin Heike Schmitt (sie war im Vorjahr bereits rheinhessische Weinkönigin). Mit ihr legte das Weinköniginnen-Amt final das Klischee des „hübschen, aber naiven Mädchens“ ab – sie schrieb ihre Reden selbst und lebte das Thema Emanzipation. [Anm. 5] In den 1980er Jahren stiegen die offiziellen Anforderungen an das Amt, welches nun immer mehr fundierte Fachkenntnisse erforderte, weiter an. Die Pflicht zum Tragen eines Dirndls wurde abgeschafft. Seit den 1990er Jahren entwickelte sich das publikumswirksame Amt für manche Weinmajestäten zum persönlichen Karrieresprungbrett. [Anm. 6]

Urheberschaft

Autor: Simeon Guthier
Stand: 25.10.2022

Literatur

  • Bab, Bettina: Weinköniginnen. Kein Relikt der Rheinromantik. In: "Romantik, Reisen, Realitäten. Frauenleben am Rhein". [erscheint zur Ausstellung "Romantik, Reisen, Realitäten. Frauenleben am Rhein", vom 1. September bis 31. Dezember 2002 im FrauenMuseum Bonn]. Bonn 2002 (Rheinreise 2002), S. 110–113.
  • Birkenstock, Günther: Königin für zwölf Monate. Beitrag vom 05.12.2010. In: Deutsche Welle. URL: p.dw.com/p/QP6Q (Zugriff: 23.08.2022).
  • Rheinhessenwein e. V. (Hrsg): Alle Weinköniginnen aus den letzten Jahren. Historie. URL: www.rheinhessen.de/historie (Zugriff: 11.10.2022).

Anmerkungen:

  1. Sie bekam zudem eine „Herbstmuck“ zur Seite gestellt, eine korpulente Frau, oder eine mit mehreren Lagen Kleidern entsprechend aufgeplusterte Frau, die einen Typus Leserin verkörpern sollte, der zu viele Trauben gegessen und zu viel Wein getrunken habe; vgl. hierzu Bab, Bettina 2002, S. 110. Zurück
  2. Genau genommen war die wurde die erste bekannte Weinkönigin schon 1923 in Bad Kreuznach von der Küfergemeinschaft für ein Winzerfest ausgewählt, doch dauerte die Regentschaft nur einen Tag, da ihre Mutter es ihr nicht erlaubte; vgl. hierzu Bab, Bettina 2002, S. 110-111. Zurück
  3.  Rheinhessenwein e. V. (Hrsg): Alle Weinköniginnen aus den letzten Jahren. Historie. URL: https://www.rheinhessen.de/historie (Zugriff: 11.10.2022). Zurück
  4. Bab, Bettina 2002, S. 112-113. Zurück
  5. Zit. Bab, Bettina 2002, S. 113. Sehenswert ist in diesem Zusammenhang außerdem der SWR-Dokumentarfilm „100 Jahre Weinbau im Südwesten“ mit eindrucksvollen Zeitzeugen-Interviews. URL: https://www.swrfernsehen.de/doku-reportage/100-jahre-weinbau-im-suedwesten-100.html (Aufruf: 4. Juli 2022). Zurück
  6. Vgl. Birkenstock, Günther: Königin für zwölf Monate. Beitrag vom 05.12.2010. In: Deutsche Welle. URL: https://p.dw.com/p/QP6Q (Zugriff: 23.08.2022). Zurück

Fehler: Fußnote konnte nicht geladen werden.