Dieses Bücherfass in Nackenheim als Miniatur-Bibliothek zeigt eine kreative Fusion von Literatur und Wein. Beigeordneter Jan Heckelsmüller (links) und Ortsbürgermeister René Adler (rechts) sind Gründungsmitglieder der Initiative „Wir für Nackenheim“, die das Projekt realisierte.
Dieses Bücherfass in Nackenheim als Miniatur-Bibliothek zeigt eine kreative Fusion von Literatur und Wein. Beigeordneter Jan Heckelsmüller (links) und Ortsbürgermeister René Adler (rechts) sind Gründungsmitglieder der Initiative „Wir für Nackenheim“, die das Projekt realisierte.  Bild: Ortsgemeinde Nackenheim

Wein und Literatur

Winzerarbeit und Weinberge als Inspiration für Schriftstellerinnen und Schriftsteller

Die Region hat viele bedeutende Schriftstellerinnen und Schriftsteller hervorgebracht. [Anm. 1] Dem Wein und der Arbeit der Winzer darf dabei als Inspirationsquelle eine lange Tradition zugesprochen werden. Bereits im Frühmittelalter verordnete der in Rheinhessen reich begüterte Karl der Große 789, dass Nonnen sich fortan keinesfalls anmaßen dürften, „yuinileodes“ (Weinlieder) zu verfassen. Diese galten vermutlich aufgrund ihrer Nähe zu Minne- und Liebesliedern als besonders unsittlich. [Anm. 2] Auch die in Bermersheim vor der Höhe geborene Hildegard von Bingen (um 1098-1179) oder der Minnesänger Friedrich von Hausen (1150-1190) aus dem Gefolge Barbarossas, dessen Herkunft ungewiss, aber dessen Familie in vielen rheinhessischen Orten begütert war, beschäftigten sich in ihren Liedern und literarischen Werken gerne mit dem Wein. [Anm. 3] In der Renaissance entwickelten sich Mainz und Worms zu bedeutenden Orten der Druckkunst.

Es gibt viele rheinhessischen Schriftsteller der Frühen Neuzeit, die sich mit Wein und Winzerarbeit beschäftigt haben: Zu nennen sind Johann Nikolaus Götz (1721-1781) und sein Schüler Isaak Maus (1748-1833). Während der in Worms geborene Pfarrer Götz sich ganz der Dichtung hingab, wählte sein Schüler Maus aus Badenheim für sich ein bodenständigeres Dasein und schuf als Bauerndichter naturverbundene Schilderungen des bäuerlichen Alltags und der Lebensart. [Anm. 4] Der Wendelsheimer Pfarrer und Schriftsteller Friedrich Christian Laukhard (1757-1822) schrieb sehr lebensnah über den alltäglichen Umgang mit Wein, den er bereits als Kind kennenlernte, und die harte Arbeit. [Anm. 5]

Der an der Mainzer Republik als Jakobiner beteiligte Revolutionär Georg Forster (1754-1794) legte in seinen vielen Schriften auch immer wieder ein Augenmerk auf den Weinbau. [Anm. 6] Der trotz Adelsstand von den revolutionären Umbrüchen nicht minder faszinierte Komponist Johann Friedrich Hugo von Dalberg (1760-1812) verarbeitete das Thema Wein in vielen seiner Liedtexte. [Anm. 7] Als Vertreter der 1849er Generation sei auf Ludwig Kalisch (1814-1882) hingewiesen, Herausgeber und Autor der Mainzer Fastnachtszeitschrift „Narrhalla“, später Korrespondent der erfolgreichen Illustrierten „Gartenlaube“. [Anm. 8] Genannt sei zudem der Bingen-Büdesheimer Lyriker Stefan George (1868-1933), dessen persönlicher Bezug als Sohn eines Weinhändlers, Gastwirts und Weingutsbesitzers sich auch in seiner schriftstellerischen Tätigkeit widerspiegelte. [Anm. 9]

Selbst bei namhaften Schriftstellern, die nicht aus Rheinhessen stammten oder hier lebten, finden sich bekannte Vertreter der hiesigen Gewächse: Heinrich von Kleist (1777-1811) nennt in „Der zerbrochene Krug“ den Niersteiner Wein. [Anm. 10] Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832), der ohnehin einen ausgesprochen weinfrohen Ruf genoss, schrieb in der 1775er Urversion von Faust ebenfalls von einem „Glas Rheinwein, echten Nierensteiner“. Der Wein aus Nierstein war im 18. Jahrhundert sicher der bekannteste Rheinwein des linken Rheinufers. [Anm. 11] Goethe schrieb zudem 1814 seine Eindrücke bei dem Fest zur Einweihung der wiedererrichteten St. Rochus-Kapelle bei Bingen nieder. [Anm. 12] Er erlebte munter zechende und speisende Feiernde und selbst Kindern wurde der Wein nicht versagt. Natürlich genoss auch Goethe einige gut gefüllte „braune Krüglein“. Wein war das vorrangige Gesprächsthema an den Tischen. Jemand erinnerte an die „Fastenpredigt unseres Weihbischofs“. Dieser kritisierte „das schreckliche Laster der Trunkenheit“, riet aber nicht zur Abstinenz, sondern empfahl, dass jeder nicht mehr trinken sollte, als ihm guttat. So konnte man vermeiden, dass man im Rausch Frau und Kinder schlug oder andere Untaten beging. [Anm. 13]

Wilhelm Holzamer (1870-1907) aus Nieder-Olm ließ die Figuren seiner naturalistischen Romane zum Trinken und der Kunst des Genießens Stellung beziehen: [Anm. 14] In „Vor Jahr und Tag“, einem der naturalistischen Romane Wilhelm Holzamers aus Nieder-Olm, wird dem Lehrer Vetterlein bei einem Glas Wein klar, dass „er ... etwas in sich [hatte] ... von der alten, langvererbten Genießerkunst der Rheinhessen“, obwohl er von der anderen Rheinseite an die Selz gekommen ist. In seinen Gedichten geht es ebenfalls um den Wein. [Anm. 15] Rheinhessen mit seinen Hügeln, Reben und dem Rhein hat auch die dort beheimatete Schriftstellerin Elisabeth Langgässer (1899-1950) stark geprägt. [Anm. 16]

Letztlich sei auf Carl Zuckmayer (1896-1977) hingewiesen, dessen Bedeutung im frühen 20. Jahrhundert hervorgehoben werden muss. Vor allem sein Lustspiel „Der fröhliche Weinberg“ – ein gesellschaftskritisches Theaterstück in einem vorgeblich fiktiven Winzerdorf, das jedoch seiner Heimat Nackenheim sehr ähnelte und dessen Hauptfigur den Nachnamen eines bekannten Nackenheimer Winzers trug [Anm. 17] – vermochte es wie kein anderes, zu polarisieren: Zur Mainzer Premiere, die nur unter großem Polizeiaufgebot stattfinden konnte, versammelten sich 1926 die gekränkten rheinhessischen Winzerinnen und Winzer zur Großdemonstration. Vieles spricht allerdings dafür, die Demonstration zu diesem Zeitpunkt auch als Ventil für die wirtschaftliche Notlage und allgemeine Unzufriedenheit in der Weinbaubranche zu dieser Zeit anzusehen. [Anm. 18]

Ganz ohne Zweifel wären noch viele weitere Autorinnen und Autoren im literarisch reichen Rheinhessen anzuführen. [Anm. 19]

Im vergangenen Jahrzehnt rühmte sich Rheinhessen mit der größten Dichte an Krimiautorinnen und  autoren in ganz Deutschland. 14 von ihnen sind im Verbund „Mörderisches Rheinhessen“ zusammengeschlossen und machten den „Rheinhessenkrimi“ zur Marke. Dass der die Region prägende Wein dabei ausreichend Erwähnung findet, darf vorausgesetzt werden. [Anm. 20] Seit 2007 existiert zudem mit der im Herbst stattfindenden Veranstaltungsreihe „Rheinhessen liest“ eine weinkulturelle Verbindung zwischen Lesung und ansprechendem Veranstaltungsort in Weingütern oder Straußwirtschaften. [Anm. 21]

Urheberschaft

Autor: Simeon Guthier
Stand: 25.10.2022

Literatur

  • Bassermann-Jordan, Friedrich von: Goethe und der Wein. Sonderdruck aus Heft 15/16 1949 der Fachzeitschrift Das Weinblatt., 1949.
  • Belzer, Christian: Die SchUM-Städte und der Wein. In: Atlas der Weinkultur in Rheinland-Pfalz. URL: atlas-der-weinkultur-rlp.de/die-schum-staedte-und-der-wein-bedeutung-des-weins-im-judentum (Zugriff: 15.07.2022)
  • Daniel Deckers: Um jener geheimen Schönheit willen. Carl Zuckmayer, Carl Gunderloch und die Weinberge von Nackenheim. In: Weinkultur und Weingeschichte an Rhein, Nahe und Mosel. Hrsg. v. Michael Matheus. Stuttgart 2019 (Mainzer Vorträge, Bd. 22), S. 143–158.
  • Elisabeth Langgässer: Briefe 1924-1950. Band 2. Düsseldorf 1990
  • Gallé, Volker: Grabungen in Himmel und Erde. Rheinhessische Literatur von Hildegard von Bingen bis Heinz G. Hahs. In: Erlesenes aus Rheinhessen. Bücher, Schreiber, Bibliotheken. [Festschrift für Michael Real. Ingelheim am Rhein 2010 (Veröffentlichungen der Bibliotheken der Stadt Mainz, Bd. 57), S. 9–17.
  • Goethe, Johann Wolfgang von: Sankt-Rochus-Fest zu Bingen. Hamburger Ausgabe, Band 10. Am 16. August 1814. URL: www.projekt-gutenberg.org/goethe/strochus/stroc001.html (Zugriff: 09.09.2022).
  • Heineccius, Johann Gottlieb: Corpvs Ivris Germanici Antiqvi. Qvo Continentvr Leges Francorvm Salicae Et Ripvariorvm, Alamannorvm, Baivvariorum, Bvrgvndionvm, Frisiorvm, Angliorvm Et Werinorvm, Saxonvm, Langobardorvm, Wisigothorvm, Ostgothorvm, Nec Non Capitvlaria Regvm Francorvm. Vna Cvm Libris Capitvlarivm Ab Ansegiso Abbate Et Benedicto Levita Collectis. Opvs … Post Cl. Virorvm Bas. Io. Heroldi, Frider. Lindenbrogii, Steph. Bal vzii, Io. Ge. Eccardi, Lvd. Ant. Mvratorii Aliorvmqve Praestantissimos Labores Diligentivs Recognitvm, Variantibvs Lectionibvs Et Indice … Instrvctvm. Halae Magdeburgicae [=Halle (Saale)], 1738.
  • Holzamer, Wilhelm: Hessen. 45 Ansichten nach der Natur aufgenommen. Begleitende Worte von Wilhelm Holzamer. Frankfurt am Main [1905].
  • Holzamer, Wilhelm: Vor Jahr und Tag. Roman. Mit einem Nachwort von Jens Frederiksen. Mainz 1997
  • Klein, Wolfhard: Rheinhessen liest und Mörderisches Rheinhessen als neue literarische Veranstaltungsreihen. In: Erlesenes aus Rheinhessen. Bücher, Schreiber, Bibliotheken. [Festschrift für Michael Real. Ingelheim am Rhein 2010 (Veröffentlichungen der Bibliotheken der Stadt Mainz, Bd. 57), S. 32–36.
  • Klussmann, Paul Gerhard: „George, Stefan“. In: Neue Deutsche Biographie 6 (1964). URL: www.deutsche-biographie.de/pnd11853856X.html (Zugriff: 15.07.2022), S. 236-241.
  • Koch, Hans-Jörg: Rheinhessisches Weinlexikon. [Mainz] 1995.
  • Kraus, Bardo: Uraufführung „Der fröhliche Weinberg“. URL: www.nackenheim.de/og_nackenheim/Kultur/Carl%20Zuckmayer/Urauff%C3%BChrung%20%22Der%20fr%C3%B6hliche%20Weinberg%22/ (Zugriff: 15.07.2022)
  • Literaturland Rheinhessen - das Buch. Konzept und Text von Michelle Aßmann, Iris Hartmann und Ursula Hertlein. Worms 2016 (Veröffentlichungen der Bibliotheken der Stadt Mainz, Bd. 65).
  • Mahlerwein, Gunter: Rheinhessen 1816 - 2016. Die Landschaft, die Menschen und die Vorgeschichte der Region seit dem 17. Jahrhundert. Mainz 2015.
  • Weiers, Karl Heinz: Goethes Erlebnisse auf dem Sankt-Rochus-Fest zu Bingen am 16. August des Jahres 1814 und sein späterer Bericht über dieses Volksfest. URL: www.niess.info/buch/pdf/05%20-%20Goethe/rochus.pdf (Zugriff: 15.07.2022).
     

Anmerkungen:

  1.  Der Autor dieser Publikation ist kein Experte für rheinhessische Schriftstellerinnen und Schriftsteller und ihre Werke. Besonderer Dank daher an dieser Stelle an Frau Iris Hartmann, Leiterin des Bereichs Regionalbibliothek für Mainz und Rheinhessen der Wissenschaftlichen Stadtbibliothek Mainz, die den Autor umfangreich beraten und diesen Beitrag mit wichtigen Hinweisen und Ergänzungsvorschlägen in die richtigen Bahnen gelenkt hat. Zurück
  2. Vgl. hierzu das dritte Kapitulare 789 (es handelt sich nicht um das bekannte „Admonitio generalis“ aus dem gleichen Jahr). Darin heißt es: „De monasteriis minutis, ubi nonnanes sine regula sedent, volumus ut in uno loco congregatio fiat regularis [...] & nullatenus ibi yuinileodes scribere vel mittere praesumant [...]“. Frei übersetzt: „Von den kleineren Klöstern, in denen Nonnen irregulär [anwesend] sind, wollen wir, dass an einem [anderen] Ort eine ordentliche Gemeinschaft gemacht wird [...] und sie dort auf keinen Fall sich anmaßen, Weinlieder zu schreiben oder zu verbreiten [...]“; vgl. hierzu Heineccius, Johann Gottlieb, 1738, capitulare tertium anni DCCLXXXIX, III, Sp. 575. Zurück
  3. Gallé, Volker 2010, S. 9–10. Auch die für das mittelalterliche Judentum bedeutenden Talmudhochschulen der SchUM-Städte, vor allem in Worms, dürften an dieser Stelle erwähnt werden. Die literarische Auseinandersetzung mit dem Wein war hier jedoch weniger eine „inspiriert-künstlerische“, sondern vor allem eine theologisch-fachliche, wenn es darum ging zu entscheiden, welche Voraussetzungen koscheren Wein ausmachte. Der Name „SchUM“ bezieht sich auf die Anfangsbuchstaben der hebräischen Namen der drei Städte Speyer, Worms und Mainz: Schpira, Warmaisa und Magenza; vgl. hierzu Belzer, Christian: Die SchUM-Städte und der Wein. In: Atlas der Weinkultur in Rheinland-Pfalz. URL: https://atlas-der-weinkultur-rlp.de/die-schum-staedte-und-der-wein-bedeutung-des-weins-im-judentum (Zugriff: 15.07.2022); Gallé, Volker 2010, S. 10. Zurück
  4. Gallé, Volker 2010, S. 13. Zurück
  5. Gallé, Volker 2010, S. 13. Laukhard wurde laut seiner Autobiografie schon als Kind von seiner Tante zum Weintrinken verführt und vergnügte sich mit ihr am elterlichen Weinkeller; vgl. hierzu Literaturland Rheinhessen Zurück
  6. Gallé, Volker 2010, S. 13–14; Literaturland Rheinhessen. Zum Weinbezug vgl. außerdem Forsters zahlreiche Reisebeschreibungen. Zurück
  7.   Die drei Dalberger Brüder Karl Theodor (1744-1817, Erzbischof von Mainz), Wolfgang Heribert (1750-1806, Gründer des Mannheimer Nationaltheaters und Förderer Schillers) sowie Johann Hugo (1760-1812, Freund von Johann Gottfried Herder und Musikschriftsteller) waren Vertreter der Aufklärung und alle auch selbst Schriftsteller; vgl. hierzu Gallé, Volker 2010, S. 11. Zurück
  8. Gallé, Volker 2010, S. 14. Zurück
  9. Gallé, Volker 2010, S. 15; Klussmann, Paul Gerhard: „George, Stefan“. In: Neue Deutsche Biographie 6 (1964), S. 236-241 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11853856X.html (Zugriff: 15.07.2022). Zurück
  10. Mahlerwein, Gunter, 2015, S. 82. Zurück
  11. Mahlerwein, Gunter, 2015, S. 82; Bassermann-Jordan, Friedrich von, 1949, S. 3. Zurück
  12. Weiers, Karl Heinz: Goethes Erlebnisse auf dem Sankt-Rochus-Fest zu Bingen am 16. August des Jahres 1814 und sein späterer Bericht über dieses Volksfest. URL: http://www.niess.info/buch/pdf/05%20-%20Goethe/rochus.pdf (Zugriff: 15.07.2022), hier S. 9-10. Zurück
  13. Goethe, Johann Wolfgang von: Sankt-Rochus-Fest zu Bingen. Hamburger Ausgabe, Band 10. Am 16. August 1814. URL: https://www.projekt-gutenberg.org/goethe/strochus/stroc001.html (Zugriff: 09.09.2022). Zurück
  14. Koch 1995, S. 96. Über den „Rheinheßen“, der seit Jahrhunderten die Reben pflegt, schrieb Wilhelm Holzamer: „Der Wein hat sein Blut befeuert, daß er immer tätig sein mußte. Der Wein und sein Land, die Fruchtbarkeit, der Reichtum, sie haben ihn so stolz gemacht, wie er das nun heute ist. Dem Weine schreibt er seine Kraft zu, seinen aufgeweckten Sinn, seine Vorgeschrittenheit. Wein und Wohlhabenheit sind gewiß wichtige Faktoren zur Herausbildung solcher Eigenschaften.“; zit. Holzamer, Wilhelm: Hessen. 45 Ansichten nach der Natur aufgenommen. Begleitende Worte von Wilhelm Holzamer. Frankfurt am Main [1905]. Zurück
  15. Zit. Holzamer, Wilhelm: Vor Jahr und Tag. Roman. Mit einem Nachwort von Jens Frederiksen. Mainz 1997, S. 113 Zurück
  16. Sie beschäftigte sich sowohl in Ihren Werken als auch privat mit dem Weinbau ihrer rheinhessischen Heimat. In einem Brief vom 5. Mai 1947 an Professor Dr. Milch schrieb sie: „Ach, ich sehne mich wieder nach dem Südwesten zurück und weiß ganz genau, daß irgendwo bei der Wurzel irgend eines zähen, krummen Rebstocks meine eigene liegt.“; zit. Brief Nr. 316 vom 5. Mai 1947 an Werner Milch. In: Elisabeth Langgässer: Briefe 1924-1950. Band 2. Düsseldorf 1990, S. 638. Zurück
  17. Der Hauptprotagonist des Stücks heißt Jean-Baptiste Gunderloch, eine Anspielung auf den überregional bekannten Weingutsbesitzer Carl Gunderloch aus Nackenheim, damals 80 Jahre alt und mit der Kapselfabrikanten-Familie Zuckmayer in guter Beziehung stehend. Er selbst erlitt nach der Lektüre des Stücks einen tödlichen Schlaganfall. Seine Familie, die Nackenheimer und überhaupt viele in der gesamten rheinhessischen Weinbaubranche, sahen sich der Lächerlichkeit preisgegeben. Erst 1952 kam es zu einer Aussöhnung zwischen dem unterdessen aus seinem amerikanischen Exil in die Schweiz ausgewanderten Zuckmayer und den Nackenheimern – insbesondere auch mit den Nachkommen von Carl Gunderloch, für welchen er post mortem eine öffentliche Ehrenerklärung abgab. Zuckmayer erhielt am 31. August die Ehrenbürgerehre und eine Straße wurde nach ihm benannt. 1990 und 2015 nahm das Weingut Gunderloch unter den Namen „Jean-Baptiste“, „Als wär’s ein Stück von mir.“ zwei Weine ins Sortiment, die als Beleg für die Überwindung dieser alten Feindschaft gelten dürfen; vgl. hierzu Daniel Deckers 2019, S. 146–151. Zurück
  18. Eine der überlieferten Parolen lautete: „Carlche komm nach Nackenheim, Du sollst uns hoch willkommen sein! Wir schlagen krumm und lahm dich all und sperrn dich in de Schweinestall, denn do gehörst de hi.“; vgl. hierzu Kraus, Bardo: Uraufführung „Der fröhliche Weinberg“. URL: https://www.nackenheim.de/og_nackenheim/Kultur/Carl%20Zuckmayer/Urauff%C3%BChrung%20%22Der%20fr%C3%B6hliche%20Weinberg%22/ (Zugriff: 15.07.2022); allgemein zu seinem Wirken vgl. Gallé, Volker 2010, S. 14. Zurück
  19. Dem Autor dieses Beitrags sind nicht alle Werke aller rheinhessischer Autorinnen und Autoren bekannt. Sicher finden sich auch bei weiteren Namhaften, die mitunter eine beachtliche Schreibtätigkeit vorzuweisen haben, in einzelnen oder mehreren Werken ebenfalls Bezugspunkte zum Wein und zur Winzerarbeit. Gleiches gilt für bekannte Schriftstellerinnen und Schriftsteller jüngster Zeit. Als Übersichtswerk sei hingewiesen auf: „Literaturland Rheinhessen - das Buch. Konzept und Text von Michelle Aßmann, Iris Hartmann und Ursula Hertlein. Worms 2016. (Veröffentlichungen der Bibliotheken der Stadt Mainz, Bd. 65).“ Zurück
  20. Klein, Wolfhard 2010, S. 35. Zurück
  21. Klein, Wolfhard 2010, S. 32–33. Zurück

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